Einen Unverpackt-Laden zu eröffnen wird immer mehr zum Trend, denn Menschen werden in ihrem Kaufverhalten zunehmend umweltbewusster. Unnötige Verpackungen möchten viele vermeiden und nehmen dafür auch längere Wege in Kauf. Wir zeigen, worauf bei der Planung, Einrichtung und in der Praxis geachtet werden muss, wenn Sie einen Unverpackt-Laden eröffnen möchten.
Inhaltsverzeichnis
Tipp 1: Umfassend planen
Alles ohne Verpackung, kein Plastik verschwenden, kein Papier verschwenden – in der Theorie klingt das wunderbar. Doch bevor ein eigener Unverpackt-Laden eröffnet werden kann, müssen zahlreiche Faktoren beachtet werden.
Darunter:
- Wer bietet Lebensmittel lose und weitestgehend unverpackt an, sodass bereits bei der Lieferung Verpackungsmaterial eingespart wird
- Wie können die Waren sinnvoll präsentiert und zum Verkauf angeboten werden?
- Was kann passieren, wenn es zu einem Schädlingsbefall kommt?
- Welche Mehrweg-Gefäße sollen angeboten werden? Sollen diese zum Verkauf stehen oder sind es Miet-Gefäße?
- Dürfen mitgebrachte Gefäße Verwendung finden? Wenn ja, wie wird deren Gewicht abgezogen?
- Wie kann das Geschäft finanziert werden?
Es hilft auch, selbst mehrere Unverpackt Läden zu besuchen und sowohl den Kunden als auch Betreiber und Mitarbeiter nach typischen Problemen und Herausforderungen zu befragen. Denn, was in der Theorie gut klingt, muss in der Praxis nicht immer die beste Wahl sein.
Tipp 2: Richtige Standortwahl
Die wichtigste Regel in der Immobilienbranche lautet: Location, Location, Location. Der Standort ist entscheidend für den Erfolg des Ladengeschäfts. Zum einen, weil es nur an Orten mit entsprechender Nachfrage Sinn ergibt, unverpackte Waren anzubieten. Angebot und Nachfrage sollten in einem passenden Verhältnis zueinander stehen.
Zum anderen, weil neben dem Interesse auch die Erreichbarkeit des Ladens gegeben sein muss. Neben Parkplätzen sollte dabei beachtet werden, dass es sich bei der Zielgruppe meist um sehr umweltbewusste Menschen handelt. Bevorzugte Verkehrsmittel sind daher Fahrrad, Fuß und öffentliche Verkehrsmittel, wie Straßenbahn oder Bus.
Bezüglich der Nachfrage an unverpackten Produkten sollte eine gründliche Recherche und Analyse betrieben werden. Hierzu bieten sich unter anderem soziale Medien an. Eine großangelegte Umfrage kann offenlegen, wo ein großer Wunsch nach einem Unverpackt-Laden besteht und das meiste Potenzial für dessen Erfolg vorhanden ist. Ein weiterer Anlaufpunkt können bereits bestehende Zero Waste Gruppen im Internet sein.
Tipp 3: Klein beginnen
Viele machen den Fehler, bereits am Anfang zu hoch hinaus zu wollen und sowohl ein zu großes Ladengeschäft anzumieten als auch ein zu großes Sortiment anzubieten. Das kann sehr schnell sehr teuer werden, die Rücklagen erschöpfen und schließlich erhebliche Probleme verursachen. Am Anfang sollte die Devise lauten: Klein aber fein. Ist im Laufe der Zeit das Kapital vorhanden, kann in eine Vergrößerung investiert werden. Die Erweiterung des Sortiments kann zudem von der direkten Nachfrage vor Ort abhängig gemacht werden, indem die Kunden eingebunden sind. Nachzufragen, was noch vermisst und gewünscht wird, ist der beste Weg die Auswahl gezielt und sinnvoll zu erweitern.
Tipp 4: Finanzierung sichern
Was häufig unterschätzt wird, ist das anfangs notwendige Kapital für einen Unverpackt-Laden. Geschäft, Waren, Gefäße, Lagerhaltung, Personalkosten, sonstige Ausstattung – all das muss sicher finanziert werden können. Zudem darf in der ersten Zeit nach der Eröffnung nicht damit gerechnet werden, größere Umsätze einzufahren. Das Geschäft muss sich zunächst etablieren und der Absatz muss sich stabilisieren, damit mit verlässlichen Einkünften geplant werden kann.
Kredite aber auch Investoren sollten daher abgesichert sein, bevor die ersten Investitionen getätigt werden. Rücklagen als Puffer sind weiterhin von entscheidender Bedeutung.
Tipp 5: Mehrweg-Verpackungen anbieten oder nicht?
Bei Unverpackt-Läden bieten sich grundlegend zwei Möglichkeiten an. Zum einen können vom Geschäft selbst Mehrweg-Verpackungen, wie Gläser, Dosen, Netze und Beutel angeboten werden – wahlweise zum Kauf oder aber vermietet. Der Vorteil hieran ist, dass auch Laufkundschaft in dem Laden einkaufen kann. Wer den Unverpackt-Laden also zufällig entdeckt oder bisher noch nicht mit dem Konzept vertraut ist, kann als neuer Kunde gewonnen werden.
Die zum Verkauf stehenden Gefäße oder aber die mietbaren Aufbewahrungsbehälter haben weiterhin den Vorteil, dass ihr Gewicht bekannt ist. Dadurch wird es einfacher, dies direkt an der Kasse abzuziehen. Ein nochmaliges vorheriges Abwiegen ist nicht erforderlich.
Einige Kunden wünschen sich jedoch, ihre eigenen Vorratsbehälter mitbringen zu können. Wird diese Möglichkeit angeboten, muss ein System entwickelt werden, um das Gewicht des Gefäßes von dem der Ware abzuziehen. Beispielsweise in Form von gedruckten Aufklebern, die nach dem Wiegen des Behältnisses aber vor dem Befüllen aufgebracht und bei jedem Einkauf kontrolliert werden. Der hierfür notwendige Aufwand ist ein Nachteil. Der Vorteil ist allerdings, dass auf den Wunsch mancher Kunden eingegangen wird. Menschen, die mit dem Konzept eines Unverpackt-Ladens bereits vertraut sind, werden häufig eigene Behälter mitbringen. Diesen Kunden entgegen zu kommen ist nicht nur beim ersten Einkauf, sondern auch langfristig sinnvoll.
Tipp 6: Werbung und Aktionen – schon im Vorfeld und fortlaufend
Die Eröffnung sollte ebenso wie Aktionen umfassend beworben werden. Wiederum bieten sich hier neben Werbemaßnahmen vor Ort durch Schilder und Anzeigen aber auch soziale Medien und entsprechende Aktionen an. Die Schaufenster sollten ebenfalls nicht vergessen werden, um Laufkundschaft anzuziehen. Um bereits am ersten Tag der Eröffnung möglichst viele potenzielle Kunden anzuziehen, kann auch ein Countdown gestartet werden. Witzige Aktionen, Sonderangebote oder kostenlose Gefäße für die ersten Kunden können als anziehende Werbemaßnahmen dienen.
Tipp 7: Einfachheit, Transparenz und Klarheit
Woher kommen die Produkte? Wie funktioniert das Konzept? Sind eigene Gefäße erlaubt? Kann etwas reklamiert werden, wenn erst zuhause auffällt, dass es verdorben ist? Wo findet sich das Mindesthaltbarkeitsdatum? Wann und wo können die Waren gewogen werden?
Vor allem Kunden, die mit dem Konzept noch nicht vertraut sind und noch nie in einem Unverpackt-Laden waren, stellen sich diese und mehr Fragen. Manche Menschen trauen sich tatsächlich nicht in die vermeintlich „neumodischen“ Geschäfte, da sie nicht wissen, wie der Ablauf funktioniert.
Können Regeln und Nachweise hingegen online und ganz einfach vor Ort nachgelesen werden, weil einfach, transparent und klar vorgegangen wird, sinkt die Hemmschwelle. Zudem wird das Vertrauen der Kunden in das Geschäft gestärkt.
Tipp 8: Abgestimmt auf den Bedarf
Ein großer Vorteil von Unverpackt-Läden ist es, dass vieles nicht in Standardgrößen gekauft werden muss – sondern abgestimmt auf den tatsächlichen Bedarf erworben werden kann. Anstelle ein ganzes Kilo Mehl, Müsli oder Nudeln zu kaufen, ist es möglich, viele Waren portionsgerecht abzufüllen mit Hilfe von praktischen Lebensmittelspendern. Auch dieser Vorzug kann dazu verwendet werden, das Geschäft zu bewerben und die praktischen, positiven Punkte herauszustellen, die sich im Vergleich zu anderen Läden und Supermärkten ergeben.
Weitere passende Artikel für die Unverpackt Laden Einrichtung finden Sie unter: https://www.ladenbau.de/branchen/unverpackt-laden-einrichtung/
Quellen:
gruenderplattform.de/geschaeftsideen/unverpackt-laden-eroeffnen
smarticular.net/unverpackt-laden-eroeffnen-tipps-workshops/
selbststaendig.de/geschaeftsideen/unverpackt-laden
original-unverpackt.de/ueber-original-unverpackt/
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