Wann sich ein Saisongeschäft lohnt
Unter einem Saisongeschäft versteht man den Handel mit Waren oder eine Dienstleistung, auf die saisonale Faktoren Einfluss haben. Von Weihnachten beispielsweise profitiert der gesamte Handel: Wenn die Tage kühler und dunkler werden, brauchen wir neue dicke und warme Winterkleidung – und spezielle Festtagskleidung für die Tage zwischen den Jahren. Wir legen Vorräte an Lebensmitteln, aber auch an Schneeschaufeln, Brennholz und Streusalz an. Drinnen möchten wir es uns behaglich machen und kaufen neue Möbel oder Wohnaccessoires. Schokolade und Weihnachtsgebäck schmecken uns bei Kälte besser; unsere Sehnsucht nach Fernreisen ins Warme steigt. Und alle kaufen Geschenke für Weihnachten.
Inhaltsverzeichnis
Saisonaler Handel in unterschiedlichen Geschäftsmodellen
Für manche Handeltreibende ist ein Saisongeschäft eine willkommene umsatzstarke Ergänzung zum allgemeinen Jahreseinkommen. Andere können nur während einer bestimmten Jahreszeit ihre Produkte absetzen oder ihre Dienstleistung anbieten, obwohl sie ganzjährig mit der Produktion beschäftigt sind. Wieder andere nutzen die Saison, um ein temporär begrenztes Geschäft zu betreiben, dessen Vorbereitung und Organisation auch hauptsächlich in diese Saison fallen.
Beispiele: Ein Weihnachtsbaumproduzent bewirtschaftet eine Kultur über mehrere Jahre, kann aber das Gros seiner Ware nur in der Winterzeit absetzen. Hingegen hat ein Weihnachtsbaumverkäufer nur etwa von Mitte November bis Weihnachten mit den Bäumen zu tun.
Eine reine Eisdiele oder ein Eiswagenverkäufer legen ihren Saisonstart meist ins Frühjahr rund um Ostern und schließen im Winterhalbjahr. Ein reines Saisongeschäft haben auch Schiliftbetreiber oder Strandkorbvermieter.
Ein Lebensmittelgeschäft führt das ganze Jahr hindurch eine Süßwarenabteilung. Ab September dominieren Weihnachtsartikel das Sortiment. Einen Glühweinstand betreibt man nur während der Vorweihnachtszeit.
Ein Bekleidungsgeschäft muss zu jeder neuen Jahreszeit die Kollektion wechseln. Manchmal ist es dabei sinnvoll, auch bei den Warenträgern umzurüsten.
Ein Fahrradladen verkauft am besten im Frühjahr, wenn es wieder wärmer wird; während ein Sportladen Schi und Zubehör hauptsächlich im Herbst absetzt. Die Tourismusbranche verkauft Fernreisen ins Warme häufiger zur kalten Jahreszeit.
Ein Saisongewerbe verlangt ein Konzept
Für Lebensmittel- oder Bekleidungsgeschäfte ist der stete Wechsel im Sortiment Usus. Der Aufwand für Planung, Beschaffung und Präsentation der Ware bereitet ihnen meist keine Zusatzarbeit. Eine Ausnahme bildet das Weihnachtsgeschäft: Der Einzelhandel erzielt laut EHI Handelsdaten in den Monaten November und Dezember rund 15 Prozent des Jahresumsatzes. Bei Spielwarenhändlern sind es etwa 28 Prozent, bei Buchhändlern rund 25 Prozent. In dieser Zeit wird zusätzliches Personal benötigt: zur Warenversorgung und für den Verkauf, denn in der Regel haben die Geschäfte länger und auch an den Adventssonntagen geöffnet. Es ist ratsam, frühzeitig im Jahr Ware zu ordern, damit sie rechtzeitig da ist, weil Vorarbeiten wie auspacken und auszeichnen geleistet werden müssen. Außerdem werden häufig zusätzliche Warenpräsenter aufgestellt.
Wer innerhalb weniger Monate den Löwenanteil seines Umsatzes erwirtschaften muss, versucht das Risiko zu verkleinern: Er weitet sein Angebot aus und verlängert die Angebotszeit: Der Weihnachtsbaumproduzent kann beispielsweise Kaminholz verkaufen, einen Weihnachtsmarkt betreiben oder Firmenfeste auf seinem Hof ausrichten. Oder er schafft sich ein zweites Standbein: Der Campinghandel nimmt Grills und Zubehör mit in sein Sortiment auf, denn Grillen liegt im Trend – auch im Winter. Ein Pflanzenhändler verkauft auch Gartenmöbel und Dekoartikel; sie helfen, das Sommerloch im Pflanzenverkauf zu füllen.
Hingegen hat man mit einem Eiswagen oder einem Glühweinstand in der jeweiligen Saison gleichsam einen 24-Stunden-Job: morgens Rohwaren besorgen und verarbeiten, tagsüber verkaufen, abends den Wagen/Stand reinigen und die Bücher führen – und am nächsten Tag das gleiche Spiel. Zur Arbeitsentlastung können Sie beispielsweise Aushilfen auf 450-€-Basis anstellen.
Motivierte Mitarbeiter finden
Es ist nicht immer leicht, geeignete Mitarbeiter für das Saisongeschäft zu finden, speziell in Branchen mit Kundenkontakten. Während dieser Zeit geht es hektisch und laut zu, viele Menschen sind ungeduldig, es soll alles schnell gehen und oftmals ist alles beengt. In Kaufhäusern ist es daher vielfach üblich, nachts Ware einzuräumen, ohne Hektik und ohne Publikumsverkehr. Hierfür sind Aushilfskräfte leichter zu finden.
Mit dem eigenen Personal ein Saisongeschäft zu bewältigen, funktioniert nur dann wirklich gut, wenn das Unternehmen sozial verantwortlich handelt: Man spricht sich ab, es gibt Ausgleichszeiten oder finanzielle Anreize, die gewohnten kleinen Alltagsgesten gehen auch in hektischer Zeit nicht verloren, eventuell entlasten Aushilfskräfte die eigenen Leute. Dann kann es gelingen, Freundlichkeit und Ruhe auch in größter Hektik zu bewahren, die Regale immer gut bestückt zu haben bzw. die Kunden mit seiner Serviceleistung glücklich zu machen.
Häufig ist es die eigene Familie, die ein Saisongeschäft stemmt. Die soziale Bindung ist stark und deshalb erweist sich die Familie als Konstante, mit der man rechnen kann. Doch glücklich kann sich auch derjenige Unternehmer schätzen, der für die Saison auf treue Zuarbeiter zurückgreifen kann. Sie haben Spaß am Job und geraten deshalb nicht so schnell in Stress. Insbesondere bei einem Saisongeschäft wie dem Glühweinverkauf ist eine positive Grundeinstellung, Leidenschaft für das Metier, ein Wir-Gefühl vom Chef bis zur Aushilfe eine gute Voraussetzung, dass der Funke auch auf die Kundschaft überspringt.
Organisation für das Saisongewerbe
Gleich welche Art Saisongeschäft man betreibt,
eine gute Vorbereitung ist das A und O:
- Rechtzeitig Saisonware ordern.
„Nach dem Fest ist vor dem Fest“: Die Messen mit den Trends für nächstes Weihnachten finden häufig schon im Januar des Folgejahrs statt.
- Lieferanten sondieren.
Wer Rohware besorgt und selbst verarbeitet, beispielsweise für seinen Eiswagen oder seinen Glühweinstand, muss viel Zeit und Arbeit investieren. Deshalb ist es eine Überlegung wert, eine Kooperation mit einer lokalen Eisdiele bzw. einer Gaststätte oder einem Getränkehändler einzugehen, um gleich die Ausgangsware zu beziehen, also die gewünschten Eissorten oder den Glühwein nach eigenem Rezept.
- Bürokratische Hürden nehmen.
Für einen Stand mit Lebensmittelverkauf muss man seine Eignung nachweisen, Konzessionen einholen, eine Standerlaubnis einholen oder einen Standplatz buchen, den Eiswagen oder Ausschankstand genehmigen lassen, sich nach Vorschriften für elektrische Anlagen wie Kühlschrank, Herd und Ofen erkundigen, erfragen, ob man Pappgeschirr oder echtes Geschirr verwenden muss und wie man gebrauchtes Geschirr und seine Abfälle entsorgen kann….
- Mitarbeiter finden.
Bitte rechtzeitig Ausschau halten, damit Sie nicht allein dastehen. Am besten ist ein Mitarbeiterpool. Weisen Sie Ihre Mitarbeiter ein und geben Sie ihnen eine Notfallnummer an die Hand. Erstellen Sie einen Arbeitsplan (Aufgaben, Schichten, Besetzung). Bleiben Sie fair.
- Mehrwert schaffen.
Mit einem saisonalen Angebot wie weihnachtlichen Leckereien lässt sich ein Warensortiment schnell erweitern. Aber Sie können es auch gezielt einsetzen, um damit Ihren Umsatz anzukurbeln: Machen Sie es bekannt, und es zieht potenzielle Käufer in Ihren Laden. Bieten Sie beispielsweise Spezialitäten aus der Region an, die es nur bei Ihnen gibt. Packen Sie kleine Geschenke, das spricht Kunden an, die wenig Zeit oder keine Ideen haben. Machen Sie Vorschläge für eine Warenkombination, das verlockt, mehr zu kaufen. Gruppieren Sie Körbchen, Geschenktüten oder Schleifenband um die Spezereien und Sie erzielen Zusatzumsätze.
Auch ein Eiswagenverkäufer oder ein Glühweinstandbetreiber können Mehrwerte schaffen: „Dienstags Happy Hour.“ oder „Drei zum Preis von Zwei.“ oder „Familienpackung.“ oder auch „Gratiskostprobe von…“.
- Ein Backoffice unterhalten.
Bedenken Sie für Ihren temporären Stand, dass Sie Lagerplatz für die Ware oder das erforderliche Zubehör benötigen. Organisieren Sie die Entsorgung. Halten Sie geeignete Transportfahrzeuge vor. Besorgen Sie eine Kasse, die buchführungs- und aufzeichnungspflichtige Dokumente digital abspeichert (neue Richtlinie seit 01.01.2017 für elektronische Registrierkassen) und sorgen Sie für einen Wechselgeldbestand in Ihrer Kasse. Brauchen Sie vielleicht ein bargeldloses Zahlungssystem? Versäumen Sie nicht, regelmäßig Buch zu führen. - Werbung in eigener Sache.
Versäumen Sie nicht, auf Ihr Angebot aufmerksam zu machen: mit einem eigenen Flyer, im Werbeblatt der Einkaufsgemeinschaft oder der Weihnachtsmarkorganisatoren oder mit einer Anzeige im örtlichen Anzeigenblättchen. Wie wäre es beispielsweise mit einem Werbeschild, einem Kundenstopper oder einem Werbeaufkleber? Sie sollten nicht die Werbewirkung einer Verpackung unterschätzen: Eisbecher, Einwickelpapier, Glühweinbecher, Einkaufstüte etc.
Fazit
Wer ein saisonales Angebot führt, kann umsatzstarke Zeiten nutzen. Durch Werbung lockt er mehr Kunden ins Geschäft und wer zusätzliche Mehrwerte schafft, kann sogar seinen Umsatz steigern.
Wer ein temporäres Geschäft betreibt, braucht vor allem Leidenschaft für sein Metier und Durchhaltevermögen. Mit guter Vorbereitung insbesondere bei Warenbeschaffung, Verkauf und Nachbereitung sowie mit einem kompetenten Team lässt sich eine Top-Saison verwirklichen. Allerdings ist es kein leicht verdientes Geld, der Arbeitseinsatz ist hoch, und die Umsätze erreichen meist keine schwindelnden Höhen.