Sie möchten ein Reisebüro eröffnen? Schön! Lesen Sie hier, was Sie erwägen sollten, um mit Ihrer Geschäftsidee erfolgreich am Markt einzusteigen.
Inhaltsverzeichnis
Voraussetzungen für die Geschäftseröffnung
Persönliches Können
Wahrscheinlich lieben Sie es, mit unterschiedlichsten Fortbewegungsmitteln kreuz und quer zu reisen. Sie sind fasziniert von Landschaften, Städten und fremden Ländern oder mögen einfach attraktive Freizeitbeschäftigungen bzw. sportliche Aktivitäten an zauberhaften Orten. Dann bringen Sie die nötige Grundeinstellung mit, um Kunden zu begeistern. Wenn Sie zudem freundlich und redegewandt sind, aber auch zuhören können und ein wenig verkäuferisches Geschick haben, lässt sich mit diesen Talenten Geld verdienen. Um einen Geschäftsbetrieb richtig zu führen, sind allerdings kaufmännische Kenntnisse von Vorteil. Zur Geschäftsgründung ist eine Ausbildung in der Tourismusbranche oder auch in einem kaufmännischen Beruf zwar nicht zwingend erforderlich, aber auf jeden Fall hilfreich. Fachwissen sollten Sie haben oder sich schnellstens aneignen, um sich unter der nicht unbeträchtlichen Konkurrenz behaupten zu können. Wer jedoch einen Franchise-Vertrag anstrebt oder in einem Berufsverband Mitglied werden möchte, muss Ausbildung (z. B. Tourismuskaufmann oder Touristikfachwirt bzw. Studium) und Berufserfahrung (mind. zwei Jahre) nachweisen können.
Behördliche Auflagen
Wenn Sie einen Geschäftsbetrieb eröffnen, müssen Sie eine Rechtsform wählen. Als Einzelunternehmen oder als GbR brauchen Sie nur eine Anmeldung beim Gewerbeamt. Als UG oder GmbH ist auch der Eintrag ins Handelsregister Pflicht. Das Reisegewerbe gehört laut Gewerbeordnung zu den erlaubnispflichtigen Tätigkeiten, deshalb sind noch einige zusätzliche Unterlagen vorzulegen, u. a. ein polizeiliches Führungszeugnis sowie Unbedenklichkeitserklärungen vom Finanzamt, vom Schuldnerverzeichnis und vom Insolvenzregister.
Das Gewerbeamt – in Berlin das Ordnungsamt und in Hamburg die Handelskammer – informiert dann automatisch das Finanzamt, die Industrie- und Handelskammer, das statistische Landesamt und die Gewerbeaufsicht. Die Mitgliedschaft in einer IHK ist Pflicht. Verpflichtend ist auch die Anmeldung bei der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG), die für Reisebüros der Träger der gesetzlichen Unfallversicherung ist.
Zusätzliche Anmeldungen
Um Ihren Kunden Reise-Tickets verkaufen zu dürfen, benötigen Sie Lizenzen. Die International Air Transport Association Lizenz, kurz IATA-Lizenz, berechtigt Sie, in Ihrem Reisebüro Linienflugtickets zu verkaufen. Auch für den Verkauf von Bahnfahrkarten ist eine Lizenz erforderlich. Die DB Vertriebs GmbH vergibt ihre Lizenz an ausgewiesene DB-Agenturen, die die Angebote der Bahn durch ausgebildete Reiseverkehrskaufleute oder mind. zweijährige Erfahrung im Verkauf von Bahnwerten umfassend kennen und außerdem mit einer „freundlichen Verkaufsatmosphäre“ die notwendige Voraussetzung mitbringen. Mit einem Reisebüro treten Sie in der Regel als Vermittler von Angeboten eines Reiseveranstalters auf. Deshalb sollten Sie mindestens von einem Veranstalter ebenfalls eine Lizenz besitzen, um dessen Leistungen wie Hotelbuchungen, Flüge, Mietwagen u. ä. verkaufen zu dürfen. Sollten Sie selbst als Reiseveranstalter auftreten und dafür u. a. eigene Fahrzeuge einsetzen, benötigen Sie eine Genehmigung nach dem Personenbeförderungsgesetz. Außerdem ist für Staatsangehörige eines Nicht-EU-Staates eine Aufenthaltsgenehmigung erforderlich, die die selbständige Erwerbstätigkeit gestattet.
Empfehlenswert ist es darüber hinaus, sich einem Interessensverband anzuschließen, wie dem Deutschen ReiseVerband (DRV e. V.) oder dem Verband Selbständiger Reiseberater Deutschlands (VSRD). Wie oben schon erwähnt, sind hier allerdings Ausbildung und Berufserfahrung Bedingung, um Mitglied zu werden.
Leistungen in der Touristikbranche
Die Reisebranche grenzt einzelne Tätigkeiten voneinander ab, weil sich dadurch unterschiedliche Verantwortlichkeit und Haftung ergibt.
- Der Reisevermittler verkauft Fremdleistung
Er sorgt für die Vorbereitung, ist aber nicht für die Durchführung der Reise verantwortlich. Als Bindeglied zwischen Reiseveranstalter und Kunden plant und organisiert er die Reise oder Teile davon. Er berät die Reisenden, beschafft ihnen Informationen und kümmert sich um die Buchungen. - Der Reiseveranstalter bietet Reisepakete an
Er stellt Reiseleistungen, wie Transport, Übernachtung, Verpflegung und Aktivitäten zu Paketen zusammen und vertreibt sie auf eigene Rechnung und Risiko. Er ist Vertragspartner für Pauschal- oder Individualreisen. Wichtig: Ein Reiseveranstalter benötigt eine Insolvenzversicherung. - Der Reiseberater unterstützt Reiseinteressierte
Er filtert die Vielzahl an Reiseangeboten nach den Anforderungen des Kunden. Daraus ergibt sich eine Reiseempfehlung beispielsweise für eine Region, eine Jahreszeit, eine Unterkunft, eine Besichtigungstour. Ein Reiseberater kann ein Mensch, aber auch ein Online-Suchtool sein. Häufig geht ein Reiseberater eine Kooperation mit einem Reiseveranstalter ein und bekommt Provision für eine Vermittlung. Er kann auch mobil arbeiten. - Das Reisebüro ist Universalanbieter
Es kann als Berater, Vermittler und als Veranstalter auftreten. Es beschafft Tickets, vermittelt Pauschal- oder Einzelreisen und gibt Auskünfte über die Reiseleistungen. Auch mit den Gepflogenheiten eines Landes kennt sich ein Reisebüro aus. Außerdem informiert es über Pass- und Visavorschriften, weist auf Gefahren am Urlaubsort hin und empfiehlt Versicherungen bzw. Impfungen. Ein Reisebüro kann stationär oder online arbeiten.
Finanzierung eines Reisebüros
Ein Businessplan für die Kapitalbeschaffung
Für eine Geschäftsgründung empfiehlt sich ein Businessplan. Darin halten Sie schriftlich fest, wie Sie Ihre Geschäftsidee in die Tat umsetzen wollen. Wer sich intensiv damit beschäftigt, kann seine strategische und operative Planung ausfeilen und sein Vorhaben als logisch ineinandergreifendes Ganzes darstellen. Zu einem Businessplan gehört u.a.
- Die Marktbetrachtung: Wie viele Reiseanbieter gibt es bereits? Was bieten sie an?
- Die Zielgruppe: Welche Kundengruppe möchte ich ansprechen? Möchte ich mich spezialisieren? Auf bestimmte Kunden oder auf bestimmte Zielländer oder auf bestimmte Anbieter?
- Das Leistungsangebot: Was möchte ich anbieten? Pauschalreisen, Individualreisen, Spezialreisen, Sportreisen, etc.? Gibt es Trends? Was kann ich exklusiv anbieten?
=> Worin bin ich besser als andere? Was ist mein USP (Unique Selling Point)?
- Die Beschaffung: Welche Produkte oder Dienstleistungen biete ich an? Woher bekomme ich sie? Mit wem möchte ich kooperieren?
- Der Standort: Wo erreiche ich meine Kundschaft? Gibt es passende Räumlichkeiten? Sind dort Miete und Nebenkosten erschwinglich?
- Das Marketing: Wie und wo werbe ich für meine Angebote?
- Die Finanzierung: Wie finanziere ich mein Geschäft? Miete und Nebenkosten, Geschäftseinrichtung, Betriebskosten, Löhne, Vorleistungen etc.
- Die Wirtschaftlichkeit: Welche Erlöse sind zu erwarten? Wie sind die Erträge in einem, in zwei, in drei Jahren?
Der Businessplan ist die Voraussetzung, sich fremdes Kapital zu beschaffen. Er kann eine Bank oder einen Investor von der Wirtschaftlichkeit der Geschäftsidee überzeugen.
Möglichkeiten zur Finanzierung
- Sie verfügen über genügend Geldmittel, einen Laden anzumieten, ihn einzurichten und auszustatten. Ihr Eigenkapital reicht weit genug, bis die ersten Erlöse kommen.
- Sie benötigen Fremdkapital zur Neugründung.
- Dafür können Sie ein Bankdarlehen für die Firma beantragen oder einen Privatkredit aufnehmen.
- Als Existenzgründer haben Sie darüber hinaus die Möglichkeit, Förderprogramme des Staates zu nutzen, die von der kostenlosen Gründungsberatung bis zum niedrig verzinsten Gründungsdarlehen mit Eigenbeteiligung reichen. Die Unterstützung ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich. Insbesondere als Existenzgründer nach Arbeitslosigkeit können Sie einen Gründungszuschuss in Anspruch zu nehmen.
Die KfW-Bank (Kreditanstalt für Wiederaufbau) bietet im Auftrag des Bundes und der Länder Förderkredite an. In Nordrhein-Westfalen ist die NRW-Bank Ansprechpartner für Gründer.
Die Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie listet generell Informationen, Ansprechpartner und Finanzierungsmöglichkeiten auf. - Sie übernehmen als Betriebsnachfolger ein etabliertes Reisebüro samt Strukturen, Partnern, Kunden und Mitarbeitern. In den meisten Fällen greifen auch bei der Unternehmensnachfolge die Förderprogramme für Gründer. Neben einem Kauf mit Einmalzahlung sind auch Vereinbarungen über Raten- oder Rentenzahlungen denkbar, die die Finanzierung für einen Gründer erleichtern können. Die Seite nexxt-change.org ist eine Nachfolge-Börse, auf der Inhaber und Nachfolger zusammenfinden.
- Sie nutzen Crowdinvesting. In solch einer „Schwarmfinanzierung“ beteiligen sich mehrere Menschen monetär an Ihrem Start-Up. Die Investoren werden dadurch zu Anteilseignern und profitieren von einer finanziellen Gegenleistung, etwa in Form von Zinsen.
- Sie werden Franchise-Nehmer und nutzen ein marktbekanntes Geschäftskonzept. Marketing, Einkauf, Weiterbildung und Informationsfluss erleichtert Ihnen ein starker Partner. Auf der anderen Seite sind Ihre unternehmerischen Freiheiten eingeschränkt, da Sie an Vorgaben, Produkte und Standorte des Franchisegebers gebunden sind. In der Regel unterstützt er Sie aber bei der Gründung finanziell und organisatorisch. Sie zahlen monatliche Lizenzgebühren zur Nutzung von Design und Konzept.
Fazit
Die klassische Aufgabe des Reisebüros, über Sehenswürdigkeiten, Unterbringung und Transportmöglichkeiten zu informieren, ist heutzutage für jedermann offen im Internet nachzuschauen. Jedoch ist es zeitaufwendig und umständlich, selbst durch die Webseiten zu klicken. Vielen fällt es aufgrund der Vielzahl der Angebote auch schwer, sich zurechtzufinden. Da liegt das Potenzial eines Reisebüros: Die Mitarbeiter kennen sich mit den Produkten und Dienstleistungen der Anbieter aus. Sie wissen Bescheid über Sitten und Gebräuche in fremden Ländern, denn sie haben in ihrer Branche die Möglichkeit, Land und Leute persönlich kennenzulernen und sich über Erfahrungen auszutauschen. Deshalb können sie eine Top-Beratung bieten und für ihre Kunden das Bestmögliche zusammenstellen.
Insbesondere hochwertige Reisen, thematische Reisen, Studienreisen oder spezielle Gruppenreisen werden nach wie vor bevorzugt im Reisebüro und nicht online gebucht. Eine Spezialisierung zahlt sich für ein Reisebüro aus. Wenn der Kunde dann auch noch freundliche Mitarbeiter mit Zeit und Muße, eine unkomplizierte Abwicklung sowie eine zulässige Organisation mit einer Reise „wie versprochen“ erhält, kommt er zufrieden wieder.
Quellen:
gruenderplattform.de
finanzchef24.de
broetchenbursche.de
firma.de
verbraucherzentrale.de
foerderdatenbank.de
nexxt-change.org
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