Raubüberfälle auf Verkaufsstellen wie Kassenräume und Geschäfte sind leider keine Seltenheit. Allein im Jahre 2022 erfasste die Polizei deutschlandweit 1.797 Fälle. Eine bedenkliche Zahl, die bei so manchem Einzelhändler verständlicherweise ein mulmiges Gefühl in der Magengegend auslöst. Treffen kann es nämlich jeden, und das immer und überall. Mit viel Glück bleibt es „nur“ bei einem materiellen Schaden, eine Gefahr für Leib und Leben kann aber nie ausgeschlossen werden, zumal Sie nie wissen können, ob und welche Waffen der Täter bei sich trägt. Umso wichtiger ist es, dass sich Einzelhändler schützen, rechtzeitig entsprechende Maßnahmen ergreifen und im Falle eines Falles richtig reagieren.
Inhaltsverzeichnis
Welche präventiven Möglichkeiten können einen Raubüberfall verhindern?
Vorbeugung ist das A und O. Präventive Maßnahmen haben das Ziel, potenzielle Täter so abzuschrecken, dass sie einen Überfall auf Ihren Landen entweder überhaupt nicht in Erwägung ziehen oder den Versuch frühzeitig abbrechen und die Flucht ergreifen. Dieses Ziel können Sie schon mit relativ einfachen Maßnahmen erreichen.
Überwachungskameras schrecken ab
Kriminelle gehen ungern das Risiko ein, von einer Überwachungskamera aufgezeichnet zu werden. Lassen Sie daher von einem Fachmann ein entsprechendes System installieren. Erfahrene Sicherheitsexperten können Ihnen auch genau sagen, wie viele Kameras Sie benötigen und welche Positionen besonders geeignet sind. Weisen Sie dann mit deutlichen Schildern bereits am Eingang darauf hin, dass der Laden videoüberwacht wird.
So wird Ihr Laden für Kriminelle unattraktiv
Dass Einnahmen regelmäßig zur Bank gebracht werden sollten, ist klar. Wichtig ist aber auch, dies nach außen zu kommunizieren. Auch hier helfen Hinweisschilder beispielsweise mit dem Aufdruck „Einbruch zwecklos – Kasse wird täglich geleert“ oder „Kein Bargeld vorhanden“.
Den Laden übersichtlich gestalten
Ist Ihr Verkaufsraum eher unübersichtlich und verwinkelt? Befindet sich der Kassenbereich in einer Nische, einer dunklen Ecke oder direkt neben der Tür? Solche Voraussetzungen sind für Kriminelle fast schon eine Einladung. Der Verkaufsraum sollte übersichtlich gestaltet sein, mit einer nach Möglichkeit freien Sicht durch die Fenster, damit Passanten einen eventuellen Raubüberfall von draußen sofort sehen. Achten Sie auch auf einen längeren Weg von der Kasse bis zur Tür: Das würde eine Flucht erschweren und hält potenzielle Täter oft schon im Vorfeld von ihrem Vorhaben an.
Für eine ausreichende Beleuchtung sorgen
Ein diffuses und schwaches Licht im Eingangsbereich sorgt für ideale Flucht- und Versteckmöglichkeiten. Denken Sie darum an helle Lampen und gut funktionierende Bewegungsmelder. Auch der Innenraum sollte während der Öffnungszeiten so hell wie möglich sein.
Das richtige Verhalten bei einem Raubüberfall trainieren
Gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern können Sie den Ernstfall trainieren. Sprechen Sie mit Ihren Angestellten über das richtige Verhalten: Das sorgt für mehr Selbstsicherheit und kann bei einem echten Überfall etwas die Angst nehmen.
Ebenfalls sehr wichtig:
- Ein Telefon sollte sich stets in greifbarer Nähe befinden.
- Platzieren Sie einen eventuellen Alarmknopf so, dass er unbemerkt bedient werden kann.
- Damit niemand Ihren Laden unbemerkt betreten kann, statten Sie den Eingang mit einem akustischen Signal aus.
Wie soll ich bei einem Raubüberfall am besten reagieren?
Tritt der Ernstfall dann doch ein, ist es wichtig, dass Sie nicht die Nerven verlieren und nach Möglichkeit ruhig und besonnen bleiben. Ihre Sicherheit sowie die Ihrer Mitarbeiter und Kunden hat stets oberste Priorität! Das bedeutet auch, dass Sie gar nicht erst versuchen sollten, den oder die Täter zu überwältigen, denn das könnte Sie und alle anderen Menschen in Ihrem Laden in Lebensgefahr bringen.
Beherzigen Sie auch unbedingt folgende Punkte:
- Befolgen Sie die Anweisungen des Täters ohne Widerspruch und ohne hektische Bewegungen.
- Diskutieren Sie nicht mit ihm und versuchen Sie auch nicht, Zeit zu gewinnen. Beides kann die Situation eskalieren lassen. Vermeiden Sie es unbedingt, den Täter zu provozieren!
- Sagen Sie dem Täter, was Sie gerade tun. Beispiel: „Okay, ich mache jetzt die Kasse auf“. Oder: „Ich hole jetzt den Schlüssel für den Tresor“.
- Haben Sie den Täter erkannt, weil er vielleicht schon einmal als Kunde bei Ihnen war, lassen Sie sich dies auf keinen Fall anmerken.
- Rufen Sie nicht um Hilfe und lösen Sie keinen lauten Alarm aus, denn das könnte den Täter zu einer unüberlegten Kurzschluss-Reaktion verleiten.
- Ein leiser Alarm (Alarmknopf) sollte nur dann ausgelöst werden, wenn dies gefahrlos möglich ist.
- Stellen Sie sich dem Täter nach dem Raubüberfall nicht in den Weg!
- Achten Sie auf Details!
Auch wenn ein Raubüberfall eine extrem belastende Ausnahmesituation ist: Je mehr Sie der Polizei im Anschluss über den Tathergang und den Täter erzählen können, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er gefasst wird. Prägen Sie sich Details zum Erscheinungsbild und zum Verhalten des Täters darum ganz bewusst ein, aber starren Sie ihn dazu nicht an. Besonders wichtig sind Merkmale wie die Größe, die Statur, das ungefähre Alter, die Haarfarbe und die Frisur sowie die Kleidung. Sind Ihnen irgendwelche Besonderheiten aufgefallen? Hat der Täter sichtbare Narben, Tattoos oder Piercings? Eine auffällige Zahnlücke oder eine ungewöhnliche Gangart? Sprach er mit einem besonderen Akzent beziehungsweise Dialekt? Hatte er Waffen dabei? Ist er zu Fuß geflüchtet oder stieg er womöglich in ein bereitstehendes Auto? Wenn ja, was war das für ein Fahrzeug? Konnten Sie zumindest Teile des Kennzeichens erkennen? Jede Kleinigkeit kann wichtig sein! Falls möglich, können Sie sich nach dem Überfall Notizen machen.
Wie verhalte ich mich nach einem Raubüberfall?
Hat der Täter Ihren Laden verlassen und ist er außer Sichtweite, können Sie den Notruf (110) wählen. Wurde jemand verletzt, kümmern Sie sich um die Person und leisten Sie gegebenenfalls Erste Hilfe. Fordern Sie einen Notarzt beziehungsweise Krankenwagen an. Bitten Sie zudem alle Zeugen (Mitarbeiter, Kunden und eventuelle Passanten vor dem Laden) bis zum Eintreffen der Polizei zu bleiben, damit von jedem eine Aussage aufgenommen werden kann. Jedoch müssen sich alle Personen außerhalb des Tatraums aufhalten: Es ist jetzt ganz wichtig, dass im Laden nichts verändert wird, bevor alle Spuren gesichert sind. Verschließen Sie darum am besten die Türen zum Tatraum. Der reguläre Verkaufsbetrieb kann nun erst einmal nicht fortgeführt werden.
Erstatten Sie auf jeden Fall Anzeige, selbst wenn beim Überfall nichts oder nur Dinge von geringem Wert abhanden gekommen sind.
Wie verarbeite ich die Zeit danach?
Ein Raubüberfall ist ein traumatisches Erlebnis, das unter anderem zu einer posttraumatischen Belastungsstörung führen kann. Diese macht sich mitunter erst Wochen oder Monate später bemerkbar. Lassen Sie sich daher rechtzeitig helfen! Direkt nach dem Raubüberfall kann das ein Notfallseelsorger oder ein Kriseninterventionsteam sein, später eventuell ein Psychotherapeut. Die Polizei hilft Ihnen auch dabei, eine Opferhilfeorganisation zu finden. Suchen Sie sich auch Unterstützung bei Ihrer Familie oder bei Freunden.
Quellenangaben:
handelsdaten.de/deutschsprachiger-einzelhandel/polizeilich-erfasste-faelle-raubueberfaelle-verkaufsstellen#:~:text=Die%20Statistik%20zeigt%20die%20Anzahl,Gesch%C3%A4fte)%20lag%202021%20bei%201.531.
lekkerland.de/magazin/shop-know-how/ueberfall-auf-geschaeft-so-verhalten-sie-sich-richtig/
hdi.de/ratgeber/firmen/raubueberfall-einzelhandel-sich-richtig-verhalten/#content2
polizei-beratung.de/themen-und-tipps/raub/raubueberfall-auf-gewerbe/#panel-17099-1
psychenet.de/de/psychische-gesundheit/informationen/posttraumatische-belastungsstoerung.html#:~:text=Posttraumatische%20Belastungsst%C3%B6rungen%20k%C3%B6nnen%20in%20jedem,Monate%20nach%20dem%20Trauma%20auf.
lebensmittelpraxis.de/handel-aktuell/37239-statistik-kriminalitaet-beschaeftigt-den-handel.html
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