Im europäischen Vergleich bieten die niederländischen Verhältnisse einen eher kleinen Absatzmarkt, wobei der Lebensmittelsektor allerdings ein konstantes Wachstum aufweist. Es handelt sich dabei um einen attraktiven Markt für Supermarktketten, da er sich durch Effizienz und Stabilität auszeichnet. So hat sich dann auch ein ausgeprägtes Netz an Supermärkten entwickelt, das täglich von über vier Millionen Konsumenten genutzt wird. Welche Supermärkte führend sind, wie sich die Konzepte und Angebote dabei unterscheiden und welche Merkmale jeweils charakteristisch sind, erfahren Sie im folgenden Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Die wichtigsten Fakten zur Supermarktlandschaft in den Niederlanden
Laut einer Marktstudie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft stellen Supermärkte den stärksten und damit auch wichtigsten Absatzmarkt für Lebensmittel in den Niederlanden dar. Aktuelle Zahlen bestätigen diese Einschätzung. Demnach belegen Supermärkte mit einem Flächenanteil von über 4,4 Millionen Quadratmeter rund 98 Prozent der insgesamt zur Verfügung stehenden Verkaufsfläche niederländischer Lebensmittelgeschäfte.
Geprägt wird der Markt dabei von wenigen, aber großen Supermarktketten, die jeweils einer eigenen Philosophie folgen und spezifische Merkmale aufweisen. Diese Entwicklung resultiert aus einer jahrelangen Konsolidierungsphase, als sich immer mehr Supermärkte zu Einkaufsgemeinschaften beziehungsweise zu großen Ketten zusammenschlossen. Dies sorgt dafür, dass alle Player in diesem Bereich über eine große Substanz und einen guten wirtschaftlichen Background verfügen.
Davon profitieren auch die Konsumenten. Denn durch die Konzentration der Supermärkte hat der Markt an Dynamik gewonnen. Ob die digitale Transformation, Modernisierungsmaßnahmen, explizite Nachhaltigkeitsanstrengungen, verbesserte und neue Produkte, eine effiziente Abwicklung, die stetige Optimierung des eigenen Warensortiments oder auch das schnelle Einführen von Innovationen – um konkurrenzfähig zu bleiben, wird an vielen Stellen und in zukunftsorientierte Projekte investiert.
Dies sind die Top 8 der Supermarktketten in den Niederlanden
Zwei Supermarktketten dominieren augenblicklich den Markt und das Marktgeschehen. Die Konkurrenz folgt im respektablen Abstand. In Stein gemeißelt ist diese Aufteilung der Marktanteile aber nicht. Verschiebungen sind jederzeit möglich. Nicht umsonst optimieren die Supermarktketten regelmäßig ihre Geschäftskonzepte, generieren Innovationen und passen ihre Strategie an. Im Folgenden haben wir für Sie die 8 größten Supermarktketten nach dem aktuellen Marktanteil aufgelistet und kompakt porträtiert.
1. Albert Heijn – der unumstrittene Marktführer als Triebfeder für die Weiterentwicklung
Das bereits 1887 gegründete Unternehmen Albert Heijn verzeichnete 2024 zum sechsten Mal in Folge ein starkes Wachstum und hat seine Marktstellung als größte Supermarktkette im niederländischen Einzelhandel mit mittlerweile über 1.180 Filialen und einem Marktanteil von 37,7 Prozent weiter kräftig ausgebaut. Der Erfolg der Supermarktkette basiert dabei auf einem Geschäftskonzept, das sich gezielt auf Bio-Produkte, vegane Lebensmittel und Nachhaltigkeit fokussiert. Vor allem die rund 250 pflanzenbasierten Produkte der Eigenmarke AH Terra prägen die gesamte Charakteristik des Warenangebots. Das Geschäftskonzept orientiert sich zudem stark am Zeitgeist und den damit verbundenen Bedürfnissen.
Dies spiegelt auch die starke Online-Präsenz mit Heimlieferservice sowie das Angebot an vielfältigen Ladenformaten wider. Nachhaltigkeit stellt dabei ein wesentliches Kernelement der Unternehmenskultur dar. Dazu passt: Albert Heijn ist Initiator mehrerer Nachhaltigkeitsinitiativen, die sich beispielsweise mit der Reduzierung von Lebensmittelabfällen, der Förderung von verpackungsfreien Optionen und der Implementierung energieeffizienter Technologien in den Geschäftsalltag befassen. Überdies engagiert sich der Marktführer besonders stark hinsichtlich Planung, Entwicklung und Umsetzung von digitaler Innovation und Transformation im Einzelhandel. Besonders hervorzuheben ist diesbezüglich die eigene App, die eine nahtlose Integration zwischen Ladeneinkaufserlebnis und Onlineshoppingerlebnis ermöglicht.
2. Jumbo – nachhaltige Eigenmarken für ein unverwechselbares Image
Jumbo hat sich mit seinem kundenorientierten Ansatz und seiner Unternehmenspolitik der schnellen Expansion durch Akquisitionen als zweitgrößte Supermarktkette mit knapp 700 Filialen in den Niederlanden fest etabliert. Die Marke weist dabei mittlerweile eine starke Präsenz sowohl in städtischen als auch ländlichen Regionen auf. Bekannt sind die Jumbo-Supermärkte nicht nur aufgrund der auffälligen, gelben Markenfarbe, sondern vor allem aufgrund ihrer Kundendienstpolitik der 7 Gewissheiten (7 Zekerheden) sowie der Betonung einer breiten Produktpalette und niedriger Preise. Zudem punktet die Supermarktkette bei den Verbrauchern durch ihr Engagement für nachhaltige Produkte.
Jumbos setzen diesbezüglich stark auf zu 100 Prozent nachhaltige Eigenmarken. Charakteristisch für die Supermarktkette ist überdies die Konzentration auf pflanzliche Produkte. Vor allem die Einführung der veganen Hausmarke Lekker Veggie im Jahr 2020 gilt hierbei als ein unternehmerischer Meilenstein, durch den auch heute noch viele Neukunden gewonnen werden. Die Ziele der Supermarktkette gehen dabei weit über das Anbieten und Verkaufen von Waren hinaus. So will das Unternehmen bis 2030 die Emissionen in den eigenen Lieferketten um 50 Prozent und den aus dem Geschäftsbetrieb resultierenden CO2-Ausstoß um 85 Prozent senken.
3. Lidl Niederlande – biologische und nachhaltige Produkte als neues Markenzeichen
Mit Lidl hat es auch eine deutsche Discount-Supermarktkette geschafft, erhebliche Marktanteile in den Niederlanden zu gewinnen. Dieser Erfolg basiert zum einen auf der Kombination von Qualitätsprodukten und einer niedrigen Preisgestaltung. Zum anderen sind es verschiedene Schlüsselfunktionen, mit deren Hilfe die etwa 440 Lidl-Filialen Beliebtheit und Umsatz beziehungsweise Wachstum stetig steigern. Während die Unternehmensführung dabei schon seit Jahren den geschäftlichen Schwerpunkt auf Eigenmarken ausrichtet, integriert das Unternehmen nun auch immer mehr biologische und nachhaltige Produkte in das eigene Portfolio.
Parallel dazu wird das Non-Food-Angebot gezielt ausgebaut. Die Discount-Supermarktkette investiert aber auch verstärkt in Umfeld und Umgebung der eigenen Geschäftstätigkeiten. Insbesondere das Gewährleisten einer effizienten Ladengestaltung, das Verbessern von unternehmensinternen Abläufen und die Implementierung energieeffizienter Technologien stehen hier ganz oben auf der Agenda. Mithilfe einer Online-Shopping-Plattform mit Homeservice sowie von Self-Checkout-Systemen verbessert die Supermarktkette noch einmal ihre Marktstellung und erschließt zudem neues Kundenpotenzial.
4. Plus – wird als modern und verantwortungsbewusst wahrgenommen
Die auf einer Genossenschaftsstruktur basierende Supermarktkette hat sich nach der vor rund drei Jahren erfolgten Fusion mit Coop zum drittstärksten Akteur im niederländischen Einzelhandel entwickelt. Gerade die Produktqualität und der Kundenservice werden seitdem von Verbrauchern ausdrücklich gelobt. Dies untermauert Plus durch ein Warenangebot, das frische und lokale Produkte in den Mittelpunkt rückt. Zudem bieten die rund 550 Plus-Filialen eine vergleichsweise üppige Auswahl an Bio- und Fairtrade-Artikeln, was die eigene Marktstellung und das Image eines modernen, verantwortungsbewussten Unternehmens zusätzlich befeuert.
Dies spiegelt sich auch in verschiedenen Nachhaltigkeitsinitiativen wider. Beispielhaft hierfür steht das Umsetzen von Energiesparmaßnahmen in den Filialen und einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Beschaffung. Plus unterstützt außerdem auch lokale Landwirte und Produzenten. Das bringt der Supermarktkette gerade in ländlichen Regionen viel Sympathie und eine sehr hohe Markenloyalität ein. Auch hinsichtlich der digitalen Transformation verzeichnet Plus bedeutende Fortschritte. Stellvertretend hierfür steht zum Beispiel die kontinuierlich verbesserte Benutzererfahrung für Online-Kunden.
5. Aldi Niederlande – überzeugt mit einer stets verbraucherfreundlichen Preispolitik
Auf Platz 5 der größten Supermarktketten in den Niederlanden hat sich mit Aldi eine weitere deutsche Discounterkette platziert. Damit erntet das Unternehmen quasi die Früchte seiner bereichsübergreifenden Modernisierungsstrategie, die auch den Ausbau des Onlineauftritts und die Einführung von Self-Checkout-Systemen beinhaltet. Rund 500 Filialen sorgen dabei gleichzeitig für eine starke Präsenz. Aldi hebt sich dabei durch einen extrem schnörkellosen Ansatz und einer stets verbraucherfreundlichen Preispolitik von vielen anderen Supermarktketten ab.
Zentrale Punkte sind diesbezüglich ein eingeschränktes Produktsortiment, eine einfache, fast schon puristische Ladengestaltung, effizient gestaltete Betriebsabläufe und ein funktionierendes Kostenmanagement. Zudem kommt es bei den Kunden gut an, dass die Anstrengungen kontinuierlich verstärkt werden, die Nachhaltigkeit von Produkten und Prozessen zu verbessern. Exemplarische Beispiele hierfür sind umfassende Energiesparmaßnahmen in Filialen oder die Reduktion von Lebensmittelabfällen. Auch das Angebot an biologischen und nachhaltigen Produkten wächst in diesem Zusammenhang stetig.
6. Dirk – fokussiert auf Eigenmarken und den Ausbau des digitalen Angebots
Die Supermarktkette Dirk ist aus der Fusion der Marken Dirk van den Broek, Digros und Bas van der Heijden im Jahr 2014 entstanden. Heute betreibt die Kette etwa 125 Filialen in den Niederlanden. Der Fokus liegt dabei auf einer starken Präsenz in urbanen beziehungsweise städtischen Gebieten. Im ländlichen Raum gibt es demgegenüber nur sehr wenige Filialen der Supermarktkette Dirk. Typisch für einen Dirk-Supermarkt ist eine synthetische Kombination aus einem simplen Ladendesign und einem durchweg niedrigen Preisniveau.
Das Warensortiment in den einzelnen Filialen setzt sich vornehmlich aus Eigenmarken und Produkten nationaler Hersteller zusammen. Als Markenzeichen von Dirk haben sich die in der Regel fairen und transparent gestalteten Preise der angebotenen Produkte etabliert. Die stetige Erweiterung des Angebots an nachhaltigen und biologischen Produkten schafft sowohl für die Supermarktkette selbst als auch für potenzielle Kunden zusätzliche Potenziale. In letzter Zeit bündelt die Supermarktkette ihre Ressourcen und investiert kräftig in den Ausbau des digitalen Angebots und der eigenen Online-Performance.
7. DekaMarkt – gezielte Spezialisierung auf regionaltypische Produkte und Bio-Artikel
Die Marke DekaMarkt fusionierte bereits vor etlichen Jahren mit der Supermarktkette Dirk zur Detailresult Groep. Allerdings folgen seitdem beide Partner weiterhin ihren eigenständigen Geschäftskonzepten. DekaMarkt konzentriert sich dabei insbesondere auf zwei Schwerpunkte: frische Produkte im Rahmen eines lokalen Sortiments und einen umfassenden Kundenservice.
Aktuell zählen rund 80 Supermärkte zum DekaMarkt-Filialnetz, wobei der Fokus auf einer starken Präsenz in Süd- und Nordholland liegt. Die Filialen bieten dabei vorwiegend regionaltypische Produkte und Bio-Artikel an. Anstatt auf ein herkömmliches Vollsortiment setzen die DekaMarkt-Filialen auf einen höheren Spezialisierungsgrad und zielgruppenspezifische Angebote. Zudem investiert die Supermarktkette konsequent in digitale Lösungen für ein besseres Einkaufserlebnis.
8. Hoogvliet – lokale Kooperationen und Nachhaltigkeit als prägnante Erfolgsfaktoren
Dieser Markenname bezieht sich auf eine familiengeführte Supermarktkette, die hauptsächlich im Westen der Niederlande aktiv und dementsprechend bekannt ist. Insgesamt zählen rund 70 Geschäfte zum eigenen Filialnetz. Das Anbieten frischer Produkte stellt dabei das Kernelement der Geschäftsstrategie dar. Als zweite konzeptionelle Säule fungiert ein weit verzweigter Kundenservice, der zum Beispiel individuell gestaltbare Lieferoptionen beinhaltet. Zudem legt Hoogvliet großen Wert auf Nachhaltigkeit. Das äußert sich zum einen in einer kontinuierlichen Optimierung des Warensortiments hinsichtlich biologischer und nachhaltiger Produkte und zum anderen durch intensive Kooperationen mit lokalen Herstellern und Lieferanten.
Die Merkmale und Unterschiede der 8 größten Supermarktketten in den Niederlanden im direkten Vergleich
Supermarktkette | Marktanteil | Filialen | Besonderheiten |
---|---|---|---|
Albert Heijn | ca. 37,7 % | ca. 1.180 | Marktführer, digitaler Vorreiter, innovativ |
Jumbo | ca. 20,3 % | ca. 700 | Nachhaltigkeit, pflanzliche Eigenmarken |
Lidl Niederlande | ca. 11,1 % | ca. 440 | biologische und nachhaltige Produkte |
Plus | ca. 10,9 % | ca. 550 | modernes Image, viele Non-Food-Angebote |
Aldi Niederlande | ca. 5,9 % | ca. 500 | sehr verbraucherfreundlich, limitiertes Angebot |
Dirk | ca. 3,7 % | ca. 125 | städtische Standorte, fokussiert auf Eigenmarken |
DekaMarkt | ca. 2,1 % | ca. 80 | regionale Bindung, viele frische Produkte |
Hoogvliet | ca. 1,9 % | ca. 70 | lokale Kooperationen, Nachhaltigkeit, Servicecharakter |
Fazit und Ausblick – die Ist-Situation und die zukünftigen Herausforderungen
Die großen Supermarktketten dominieren den niederländischen Lebensmitteleinzelhandel. Obwohl dadurch die Anzahl an unterschiedlichen Einkaufsmöglichkeiten limitiert scheint, bringt jede Supermarktkette ihre eigene Strategie, ein individuell gestaltetes Konzept und somit auch einzigartige Stärken mit. Das wiederum sorgt für eine vielfältige Angebotsstruktur und ein Plus an Qualität und Spezialisierung.
Der Markt bietet den Akteuren dabei ein dynamisches und wettbewerbsorientiertes Umfeld, das beste Voraussetzungen für Innovationen, Transformationen, Nachhaltigkeitsbemühungen sowie letztendlich auch die Erfüllung aktueller oder sich erst entwickelnder Verbraucherbedürfnisse bietet. Angesichts der Marktdynamik und der Konkurrenzsituation bedeutet Inaktivität gleichzeitig den Verlust von Marktanteilen. Im Rahmen einer stetig erforderlichen Weiterentwicklung werden die Supermarktketten daher kontinuierlich an zukunftsorientierten, effizienzsteigernden Lösungen arbeiten müssen.
Wichtige Themenfelder sind diesbezüglich das Steigern von Komfort, Qualität und Mehrwert in Bezug auf die sich schnell wandelnden Anforderungen der Verbraucher, die Standardisierung nachhaltiger Praktiken, der gezielte Einsatz moderner Technologien und das Entwickeln von innovativen Ladenformaten für ein verbessertes Kundenerlebnis. Zudem ist anzunehmen, dass sich der Fokus noch stärker in Richtung frische, regionalspezifische und gesundheitsfördernde Produkte verschiebt. Nur die Supermarktketten, die diesen Herausforderungen aktiv und offensiv begegnen, werden bei der Verteilung der Marktanteile entscheidende Rollen einnehmen.
Quellen:
Matthias Schu: Das E-Food-Buch: Märkte – Player -Strategien. Frankfurt am Main (dfv Mediengruppe Fachbuch), 2021, Seite 129 – 138.
statista.com/statistics/669946/top-10-retail-chains-in-the-netherlands-by-number-of-stores/
handelsdaten.de/internationaler-handel/umsatz-zahl-der-verkaufsstellen-und-verkaufsflaeche-der-groessten-1
agrarexportfoerderung.de/fileadmin/SITE_MASTER/content/files/Marktstudien/2017/Studie_NL_Lebensmittel_Netz.pdf
verruecktnachholland.de/supermaerkte/
ah.nl/
jumbo.com/
lidl.nl/
plus.nl/
aldi.nl/
dirk.nl/
dekamarkt.nl/
hoogvliet.com/
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