Wem die Zeit zum Kochen fehlt, der setzt auf einen Restaurantbesuch. Immerhin, so der Gedanke, kommen hier frische Lebensmittel in den Topf und man ernährt sich gesund, auch wenn es etwas teurer ist. Fertigprodukte in Form von Tiefkühlwaren, Salaten aus der Packung und Vanillesoße aus dem Becher kommen nur zu Hause auf den Tisch. Wer oft essen geht, ernährt sich daher gesünder. Oder doch nicht?
Inhaltsverzeichnis
Was ist Convenience Food?
Als Convenience Food werden vorgefertigte Lebensmittel bezeichnet, die nicht nur in privaten Haushalten zu finden sind. Auch in einigen Restaurants kommen sie zum Einsatz, obwohl sich Restaurantbesucher dieser Tatsache nur selten bewusst sind.
Als Beispiele seien genannt:
- Soßenpulver
- Konserven (Mischgemüse, Rotkohl, fertige Suppen, Obst)
- Salate (Kartoffelsalat, Fischsalat, Nudelsalat)
- Klöße
- Kartoffeln oder Kartoffelbrei
- Tiefkühlprodukte (Nuggets, Fischstäbchen)
- Fonds
- Mikrowellengerichte
- Nachtisch in Form von Obst
Sieht man von den Verdienstmöglichkeiten für die Lebensmittelindustrie ab, schien die Entwicklung von Fertigprodukten ursprünglich eine große Erleichterung im Arbeitsalltag zu sein. Durch die Lohnarbeit ist der Mensch die meiste Zeit des Tages außer Haus, muss sich aber trotzdem ernähren. In Kindereinrichtungen und Betrieben brauchte es deshalb Küchen, die leistungsstark waren und täglich unzählige Menschen bekochen konnten.
Welche Wertmaßstäbe werden angesetzt?
Mithilfe von vorgefertigten Lebensmitteln ließen sich Mahlzeiten immer effektiver herstellen. Kartoffeln wurden nicht länger in der eigenen Küche geschält. Diese Tätigkeit wurde an andere Unternehmen abgegeben. Kartoffelbrei musste nicht länger frisch gestampft werden. Auch dieser wurde im Vorfeld zubereitet, in Tüten oder Eimer abgefüllt und mit Stoffen versehen, die den Kartoffelbrei haltbar machten.
In der Schulspeisung kommen fertig eingekaufte Fischstäbchen auf den Tisch, Rote Grütze und Vanillesoße fließen aus der Kartonverpackung und auch das Obst für das Kompott kommt vielfach aus der Konservendose. Für jede größere Küche scheint die Verwendung von Convenience Food daher ideal, denn dadurch lassen sich Kosten sparen und Garzeiten verringern. Das sind wichtige Faktoren, nicht nur in krisengebeutelten Zeiten.
Effektiv und kostengünstig kochen
In den letzten Jahren kam für viele Gastronomen aufgrund der Pandemie das wirtschaftliche Ende. In Zeiten permanenter Schließungen von Restaurants und Cafés boomten Lieferdienste, die zumindest einen geringen Einkommensstrom möglich machten. Essen wurde bestellt und geliefert. Doch lange Wartezeiten, bis es an der Haustür klingelt, möchte niemand in Kauf nehmen. Deshalb müssen die Herstellungszeiten für die Gericht möglichst kurz sein. Das geht aber nicht, wenn Kartoffeln frisch geschält, Gemüse schonend gegart oder Soßen frisch zubereitet werden sollen.
Pluspunkte für vorgefertigte Lebensmittel
Warum sich mit diesen Arbeitsschritten quälen, wenn es Brühwürfel oder getrocknete Gemüsebrühe im Glas gibt? Soßen benötigen einen kräftigen Geschmack, für den viel Fleisch verarbeitet werden muss, was hohe Kosten verursacht. Doch dafür gibt es Soßenpulver. Den Pudding selbst kochen? Das braucht Zeit und Personal, stattdessen spart es Kosten, wenn auch dieser vorgefertigt aus dem Eimer kommt.
Selbstständiges Kochen findet in privaten Haushalten oft nur an den Wochenenden statt und selbst dann kommen häufig Tiefkühlpizza, Kartoffelpuffer aus der Verpackung oder Fertiggerichte auf den Tisch. Das ist zeitsparender, billiger als frische Lebensmittel und im Vorfeld leicht einzulagern. Doch es gibt auch eine Kehrseite.
Ist Convenience Food gesund?
Seit Jahren werden Fertigprodukte als gesundheitsschädigend eingestuft. Wenn Sie die Lebensmittel in den Regalen eines Supermarktes genauer unter die Lupe nehmen, finden Sie in jedem Produkt zugesetzten Zucker. Ob Fischkonserve, saure Gurken, Ketchup, Eiersalat, Brot, Mehl oder Milch – überall wird Zucker zugegeben. Für die geschmackliche Verstärkung, um Lebensmittel haltbar zu machen oder als zusätzliche Füllmenge.
Wer sich ausschließlich von diesen Fertigprodukten ernährt, kann damit rechnen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich die ersten Krankheitssymptome einstellen. Für die Aufnahme von Zucker und zusätzlichen synthetischen Stoffen in derartigen Mengen ist der menschliche Körper nämlich nicht geeignet. Immerzu wird dafür geworben, verstärkt frische Produkte zu sich zu nehmen, um Diabetes, Übergewicht und chronischen Erkrankungen vorzubeugen. Diese Aussage steht im Widerspruch zu dem, was vielfach in Groß- und Schulküchen sowie Restaurants passiert, um Geld zu verdienen.
Es braucht ein neues Bewusstsein
Genau betrachtet kollidieren hier zwei Bedürfnisse. Als Gastronom müssen Sie wirtschaftlich denken. Dabei sind Fertigprodukte, die lediglich aufgewärmt oder hinzugefügt werden müssen, natürlich viel kostengünstiger und zeitsparender. Außerdem lässt sich Convenience Food lagern, was den Einkauf vereinfacht und effektiver kalkulieren lässt.
Auf der anderen Seite stehen die Verbraucher, die nicht davon begeistert sind, wenn die Sauce hollandaise im Restaurant ebenso schmeckt wie aus der Packung in der heimischen Küche. Restaurantbesuche stehen immer noch für etwas Besonderes. Für viele Menschen sollen es schöne Momente sein, wenn sie sich nach einem Arbeitstag oder am Wochenende Zeit nehmen, ein Restaurant zu besuchen und dort gut zu essen. In Zeiten steigender Inflation wird dieser Anspruch noch steigen.
Dabei geht es nicht nur um Nahrungsaufnahme, sondern um Lebenskunst, Selbstausdruck und Genuss. Wenn das Gericht aufgrund der Zugabe von Fertigprodukten dem Sonntagsessen am heimischen Küchentisch ähnelt, werden sich potenzielle Gäste den Weg ins Restaurant immer öfter verkneifen. Dann ist es bei gleichem Geschmack zu Hause wesentlich billiger.
Die Schere öffnet sich
Fertigprodukte werden noch lange ihre Berechtigung haben, denn unser heutiger Lebensstil macht es den Menschen schwer, genug Zeit für gesundes Kochen aufzubringen. Allerdings rückt die Gesundheit des Menschen immer mehr in den Fokus. Wir leben länger, wobei die meisten Menschen in der letzten Phase ihres Lebens bereits chronisch krank sind. Trotz modernster Medizin und Technik steigt die Zahl der Erkrankungen und immer mehr. Menschen verstehen, dass diese Tatsache etwas mit ihrer Ernährung zu tun haben könnte.
Der Trend zu gesundem Essen wird daher zunehmen und es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Weichen auch in der Gastronomie neu gestellt werden müssen. Wenn Verbraucher zunehmend eine frische Küche fordern und ihrer Gesundheit zuliebe die Ernährungsgewohnheiten umstellen, wird Fast Food immer weniger nachgefragt.
In welche Richtung geht es?
Bei den Endverbrauchern lassen sich zwei Richtungen erkennen. Die Menschen achten im Moment mehr auf ihr Geld, denn in Zeiten einer rasant ansteigenden Inflation und preislichen Steigerungen bei Benzin und Mietnebenkosten muss an anderer Stelle gespart werden. Dem gegenüber wächst das Verständnis für notwendige Nachhaltigkeit und gesunde Lebensmittel mit ausreichend Nährstoffen.
In einem System der Lohnarbeit wird es immer Angestellte und Menschen in der Chefetage geben, weshalb die Einkommen weiterhin unterschiedlich hoch sein werden. In dieser Situation wird an der Qualität des Essens gespart, denn die Kosten für Miete, Versicherungen und Benzin lassen sich nicht verringern. Ob Sie teure oder billige Lebensmittel kaufen, liegt dagegen in Ihrer Hand.
Deshalb werden vorgefertigte Lebensmittel weiterhin ihren Absatz finden und Unternehmern den Spagat zwischen frisch gekochten Speisen und Convenience Food ermöglichen. Hier spielt die eigene Lebens- und Firmenphilosophie eine Rolle, die bestimmt, ob sich Restaurantbesitzer am Umsatz oder am Wohl des Menschen orientieren.
Anpassung an Kundenwünsche
Gastwirte, die ihre Food-Konzepte überdenken und an das Konsumverhalten ihrer Gäste anpassen, können dadurch Lebensmittelkompetenz zeigen und ein positives Image aufbauen. Zum einen vereinfachen neuste küchentechnische Entwicklungen in der Kühl- und in der Kochtechnik, wie Kombidämpfer oder Highspeed-Öfen, die Zubereitung frischer Speisen. Zum anderen bieten weniger komplizierte Speisen und Kombi-Angebote sowie ein paar Trendgerichte auf der Karte einen attraktiven Mehrwert für Gäste.
Quellenangaben:
industr.com/de/essen-ist-fertig-2300553
hogapage.de/nachrichten/ausstattung/gastrokonzepte/essen-aus-der-tuete-wie-ehrlich-gehen-restaurants-mit-convenience-food-um/
euroshop.de/de/Media_News/Presse/Pressemeldungen/EuroShop_2023_Dimension_Food_Service_Equipment
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