Nie mehr an der Supermarktkasse Schlange stehen – das verspricht Amazon Go! Unter dem Motto „Just Walk Out“ betreibt der Internetriese Amazon seit 2018 Supermärkte und Convenience-Stores ganz ohne Kasse. Die Kunden gehen in das Geschäfte, wählen die gewünschte Ware aus und spazieren damit einfach wieder bei der Tür hinaus. Nun will Amazon mit dem neuen Konzept des Einkaufens auch in Europa durchstarten. Wie funktioniert die Technik hinter Amazon Go und welchen Einfluss könnte der Supermarkt ohne Kasse auf den gesamten Markt haben?
Inhaltsverzeichnis
Die Entstehungsgeschichte von Amazon Go
Supermärkte ohne personalbesetzte Kassen gibt es mittlerweile viele. Mit Amazon Go hat das Unternehmen von Jeff Bezos jedoch Läden geschaffen, die ganze ohne Self-Check-Out, Selbstbedienungsscanner & Co funktionieren. Der Kunde füllt seine Taschen und kann die Amazon Go Filiale ganz ohne weiteres Zutun verlassen. Bereits im Februar 2014 meldete Amazon das Patent zur dafür notwendigen Technologie an. Rund drei Jahre später wurde in Seattle das erste Amazon Go Geschäft eröffnet – vorerst jedoch nur für Mitarbeiter der Unternehmens, um das Konzept ausgiebig zu testen.
Im Januar 2018 öffnete die erste Amazon Go Filiale auch für die breite Öffentlichkeit ihre Türen. Das Geschäft mitten in der Innenstadt führt unter anderem ausgewählte Lebensmittel, fertige Speisen für die Mittagspause, Meal-Kits für das unkomplizierte Kochen in der eigenen Küche und Spirituosen. Wenige später folgten weitere Standorten in den USA und mittlerweile auch darüber hinaus.
So funktioniert Amazon Go
Im Mittelpunkt der Technik von Amazon Go steht die sogenannte Sensor Fusion, die Zusammenarbeit aus einer Reihe an Datenlieferanten, von Kameras bis hin zu über WLAN übertragene Standortsensoren. Vor dem ersten Einkauf installiert der Kunde die Amazon Go App auf seinem Smartphone. Über einen persönlichen QR-Code wird bei Betreten des Geschäfts eingecheckt. Danach verfolgen Kameras und Sensoren den Kunden und erkennen durch einen intelligenten Algorithmus genau, welche Produkte in den Einkaufswagen gelegt werden – oder ob ein Produkt nur betrachtet und danach wieder ins Regal gestellt wird. Ist der Einkauf erledigt, checkt der Kunde erneut über den QR-Code aus und verlässt mit den gewünschten Waren das Geschäft. Die Zahlung erfolgt automatisch über die im eigenen Amazon-Konto hinterlegte Zahlungsart, etwa per Kreditkarte. Eine Rechnung wird wenige Minuten nach Verlassen der Filiale per E-Mail zugestellt.
Amazon selbst hält sich bedeckt über die genaue Funktionsweise der Technik. Viele Elemente seien aus dem Wissen über selbstfahrende Fahrzeuge übernommen worden. Es ist davon auszugehen, dass Amazon Go mit einer umfangreichen künstlichen Intelligenz arbeitet. Im Patent selbst finden sich auch Punkte zur Gesichtserkennung und Erfassung zahlreicher persönlicher Daten. Inwieweit diese aktuell auch tatsächlich zum Einsatz kommen, ist nicht bekannt. Trotz fehlender Kassen beschäftigen die Amazon Go Filialen weiterhin Mitarbeiter, unter anderem zur Alterskontrolle beim Kauf von Alkohol sowie als Unterstützung bei Fragen. Die Geschäfte haben außerdem nicht rund um die Uhr geöffnet. Dem Shopping sind also – anders als beim Internethandel von Amazon – zeitliche Grenzen gesetzt.
Amazon Go – Beispielvideo von Amazon:
Die Expansionspläne von Amazon Go: Kommt das Konzept nach Deutschland?
Aktuell gibt es insgesamt mehr als 30 Amazon Go Filialen in folgenden Städten (Stand 19.11.2021):
- Seattle
- Chicago
- San Francisco
- New York City
- London
Die erste europäische Filiale in London wird unter dem Namen Amazon Fresh geführt. Damit teilt das Geschäft seinen Namen mit dem Lebensmittel-Lieferservice von Amazon, der sich bereits in einigen europäischen Städten etabliert hat. Auch wenn die Expansion – sowohl innerhalb als auch außerhalb der USA – langsamer vonstatten geht als ursprünglich geplant, möchte das Unternehmen sein Konzept in mehr Länder bringen, darunter auch Deutschland. Dies bestätigte Ralf Kleber, Chef von Amazon Deutschland. Probleme bei der Durchführung könnte es jedoch geben. So sagen etwa Kritiker, dass die Technologie hinter Amazon Go nicht mit dem europäischen Datenschutzgesetz zu vereinbaren ist.
Echte Konkurrenz für traditionelle Supermärkte?
Lebensmittel gehören zu jenen Waren, die Kunden immer noch lieber im stationären Handel kaufen. Trotz zahlreicher Liefermöglichkeiten werden vor allem Obst, Gemüse und Fleisch gerne selbst vor dem Kauf in Augenschein genommen. Für das Bezahlen in einer Schlange zu stehen ist jedoch für viele jener Faktor, der das Shoppingvergnügen trübt. Aus diesem Grund ist Amazon überzeugt, langfristig mit Amazon Go punkten zu können.
Den Supermärkten den Rang ablaufen wird Amazon Go in naher Zukunft wohl nicht. Das Sortiment ist begrenzt und auf den Kauf von Fertiggerichten für die Mittagspause, Snacks für unterwegs oder dem vergessenen Deo ausgelegt. Ein ganzer Wocheneinkauf für die Familie lässt sich in den Amazon Go Filialen noch nicht erledigen. An größeren Standorten gibt es zudem Coffee-to-Go und in Becher gefüllte Limonade und Soft Drinks aus dem Automaten. Beides ganz so, wie Kunden es von großen amerikanischen Tankstellen kennen. Dazu passen auch die Meldungen, dass Amazon Interesse an neuen Filialen in Flughäfen zeigt.
Fazit zu Amazon Go
Amazon hat mir ihrer Technologie für kassenloses Einkaufen einmal mehr den Handel revolutioniert. Aufgrund der enormen Kosten des Systems wird es wohl einige Zeit dauern, bis andere Geschäfte nachziehen werden. Dass der Mix aus Schnelligkeit und Komfort in Zukunft irgendwann zum Standard gehören könnte, ist jedoch vorstellbar.
Quellenangaben:
handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/amazon-go-erster-amazon-supermarkt-ohne-kassen-oeffnet-in-seattle/20871836.html
etailment.de/news/stories/Technologie-So-funktioniert-Amazon-Go-Die-Technik-hinter-dem-Zauberwort-Sensor-Fusion-20194
supermarktblog.com/2019/10/07/amazon-go-ist-bereit-fuer-die-expansion-und-nimmt-sich-dafuer-ausgerechnet-den-deutschen-discount-zum-vorbild/
pocket-lint.com/de-de/gadgets/news/amazon/139650-was-ist-amazon-wo-ist-es-und-wie-funktioniert-es
t3n.de/news/amazon-kassenlos-supermarkt-zukunft-go-fresh-1374398/
horizont.net/tech/nachrichten/amazon-go-kassenlose-supermaerkte-koennten-auch-nach-deutschland-kommen-179912
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