Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit war noch nie so groß wie heute. Immer mehr Verbraucher machen sich Gedanken darüber, wie sie ihren Konsum umweltschonender gestalten können – egal ob es um Mode, Ernährung oder Alltagsgegenstände geht. Green Farming ist ein neues Konzept, welches auf diese Verbraucherwünsche reagiert. Doch was bedeutet das überhaupt? Wie können Supermärkte „grüner“ gestaltet werden? Und wie reagieren Kunden auf bereits bestehende Pilotprojekte?
Inhaltsverzeichnis
Warum es Green Farming braucht
Der Ausstoß von Treibhausgasen, der durch unseren modernen Lebensstil verursacht wird, hat dramatische Folgen. Seit einigen Jahren stehen diese nicht mehr nur theoretisch im Raum – durch extremeres Wetter und anhaltende Dürreperioden spüren wir den Klimawandel bereits am eigenen Leib. Die Herstellung und der Vertrieb von Lebensmitteln tragen zu einem großen Teil dazu bei – seien es Methangase, die durch die Massentierhaltung vermehrt ausgestoßen werden, seien es Plastikverpackungen, die die Weltmeere verschmutzen. Eine nachhaltigere Ernährung ist aber grundsätzlich jedem möglich. Auch einkommensschwächere Haushalte können kostengünstig umweltschonend leben, indem sie hauptsächlich auf pflanzliche, wenig verarbeitete Lebensmittel setzen. Der Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten hingegen ist eine große Belastung der Umwelt, die man sich stets bewusst machen sollte. Viele Verbraucher sind sich der Konsequenzen ihres Konsums mittlerweile bewusst. Wirklich nachhaltige Kaufentscheidungen zu treffen, vor allem wenn es um Ernährung geht, scheint jedoch gleichzeitig zu überfordern. Hier kommt das Green Farming ins Spiel.
Was ist ein Green Farming Supermarkt?
Die Supermarktkette REWE hat im Mai 2021 den Prototypen eines nachhaltigen Supermarkt-Projektes eröffnet. Das Ziel dabei war es, das Konzept des Lebensmittelhandels von Grund auf zu revolutionieren. Dafür erhielt der Supermarkt sogar vom Handelsverband Deutschland den Titel „Store of the Year 2022“ in der Kategorie „Food“. Wodurch zeichnet sich also das Konzept aus, das aktuell anhand einer Filiale in Wiesbaden-Erbenheim getestet wird?
Zum einen zeigen sich die Nachhaltigkeitsbestrebungen bereits von außen. So wurde das Gebäude nach einem Green Building Konzept gebaut. Das bedeutet, dass es hauptsächlich aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz besteht und somit über 700 Tonnen CO2 einspeichert. Durch die offenen Strukturen gelangt viel Tageslicht in den Laden; die hohen Decken erwecken den Eindruck einer modernen Markthalle. Auch die Außenflächen sind Teil des Nachhaltigkeitskonzeptes. So wurden die Parkplätze auf eine Weise geplant, die weniger versiegelte Flächen enthält und versickerungsfähige Untergründe möglich macht. Dadurch, dass es zudem viele Grünflächen gibt, werden Lebensräume für Insekten geschaffen – was wiederum dem dramatischen Insektensterben, welches in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der Aufmerksamkeit rückte, entgegenwirkt.
Zum anderen spiegelt sich das grüne Konzept auch im Nahrungsmittelangebot und dessen Erzeugung wider. So besitzt die REWE-Filiale in Wiesbaden-Erbenheim eine gläserne Dachfarm, auf der Basilikum und Fische gezüchtet werden. Besonders ist dabei außerdem, dass die Basilikumpflanzen als Dünger unter anderem die Ausscheidungen der Fischzucht bekommen und keinerlei Pestizide eingesetzt werden. Das Wasser, das durch die Basilikumpflanzen gereinigt wird, kann schließlich wieder ins Fischbecken zurücküberführt werden. Es handelt sich also um äußerst nachhaltige Bio-Produkte, welche in hunderte weitere Filialen exportiert und dort verkauft werden. Das Besondere an diesem selbstproduzierenden Supermarkt ist unter anderem, dass hier zwei separate Kreisläufe miteinander gekoppelt werden: Aquakultur und Hydroponik. Durch dieses Kreislaufsystem wird eine Produktion ermöglicht, die gegenüber herkömmlicher Landwirtschaft bis zu 90 Prozent weniger Wasser verbraucht. Die auf dem Dach gezüchteten Basilikumtöpfe werden vollkommen plastikfrei verpackt, was wiederum die Umwelt schont. Die auf etwa 230 Quadratmetern auf dem Dach auf nachhaltige Weise gezüchten Buntbarsche ergeben pro Monat etwa eine Tonne Fischfleisch.
Zuletzt bezieht sich das Nachhaltigkeitskonzept auch auf die Ware, die im Markt vertrieben wird – unabhängig von der Produktion auf den integrierten Dachfarmen. So konzentriert sich das Sortiment ganz besonders auf pflanzliche, frische und unverarbeitete Lebensmittel. Im Innenraum der Filiale findet man eine große Auswahl an Obst- und Gemüsesorten sowie eine Salatbar – beides enthält hauptsächlich Bio-Produkte aus der Region. Zusätzlich bieten lokale Lieferanten ihre Produkte in eigenen Marktständen an.
Hier finden Sie weitere Informationen, Videos und Bilder: https://www.rewe.de/nachhaltigkeit/nachhaltig-einkaufen/green-farming/
Nachhaltigkeit rundum: Licht, Wasser, Strom
Green Farming bezieht sich nicht nur auf die Produktion und den Verkauf von Waren. Das Konzept beinhaltet auch nachhaltige Konzepte in Bezug auf die Nutzung von Wasser und Energie. So kann beispielsweise in Zisternen das Regenwasser gesammelt werden, welches man anschließend für die Reinigung des Supermarktes oder die Toilettennutzen verwendet. Der Strom, der für die Beleuchtung und Kühlung verwendet wird, stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. Durch die Nutzung von Glasfassaden kann außerdem das Tageslicht ideal genutzt werden, um die Dachfarm und das Innere des Gebäudes mit Licht zu versorgen. Künstliches Licht muss so deutlich weniger verwendet werden, was wiederum Strom spart. Durch all diese Dinge ebnet REWE den Weg in die Zukunft für neue Green Farming Konzepte. So haben mittlerweile eine Reihe von Supermarktketten in Deutschland eine ähnliche Bauweise etabliert und versuchen gleichermaßen, Ressourcen zu schonen. Die Zukunft wird geprägt sein durch neue Nachhaltigkeitskonzepte und innovative Ideen. Green Farming ist eine davon, die sich vermutlich in den nächsten Jahren noch weiterentwickeln und wachsen wird.
Wie reagieren die Kunden?
Da viele Verbraucher mittlerweile großen Wert auf Nachhaltigkeit legen, ist das Interesse an dem Green Farming Markt in Wiesbaden groß. Nicht nur finden hier Besichtigungstouren für Gruppen statt, die das Konzept verstehen möchten. Auch Verbraucher scheinen das regionale Angebot zu schätzen und aus dem gesamten Umland zum Einkaufen zu kommen. Green Farming Konzepte sind eine Möglichkeit, um die Nachhaltigkeitsbestrebungen von Kunden ideal zu unterstützen. So profitieren sowohl Verbraucher als auch Einzelhändler von derartigen Innovationen, die ein wichtiger Ansatzpunkt sind, um unseren Planeten auch für zukünftige Generationen bewohnbar zu erhalten.
Quellen:
stmelf.bayern.de/nachhaltige-ernaehrung/
rnd.de/wissen/nachhaltig-essen-wie-geht-das-und-was-bringt-das-EX657UMD3BDEVLRYWJ553LF46Y.html
invidis.de/2022/05/green-farming-rewe-markt-wird-store-of-the-year/
tischgespraech.de/green-farming-eine-einkaufsst%C3%A4tte-der-zukunft
rewe-group.com/de/presse-und-medien/newsroom/stories/green-farming-ressourcenschonende-gruene-maerkte/
managementcircle.de/blog/green-farming-bei-rewe.html
Beitragsbild:
© AdobeStock / goodmanphoto